Am 1. Juni 1964 unterschrieb der damals 19 jährige Münchner Rupert Kratzer den Aufnahmeantrag beim RC „Die Schwalben“ 1894 München e.V. Sein kometenhafter Aufstieg zu einem der weltbesten Verfolger begann am 23. Juli 1967 auf der Amorbahn. Anlässlich der oberbayerischen Titelkämpfe im 4000 m Einer-Verfolgungsfahren erzielte er mit 4:55,2Mminuten eine Weltklassezeit und stempelte sich damit zu einem der Top-Favoriten für die Deutschen-Amateur-Bahnmeisterschaften in Hannover.
Rupert Kratzer erfüllte die Erwartungen und gewann in Niedersachsen erstmals den Titel in der schwersten und kräftezehrenden Bahndisziplin. Noch weitere viermal wurde der waschechte Münchner in das seiden Meistertrikot eingekleidet. 1967/68/69/71/73 durfte er auf die höchste Stufe des vielzitierten „Treppchens“ klettern.Mit großen Hoffnungen flog Rupert Kratzer 1968 zu den Olympischen Sommerspielen nach Mexiko City.
Als Inhaber der Weltbestzeit auf Flachlandbahnen (4:48:00) galt Rupert Kratzer als Geheimtipp und selbst der ehemalige BDR-Bahn-Nationaltrainer Gustav Kilian rechnete east damit, dass der Münchner als Olympiasieger im 4000 m-Einer-Verfolgungsfahren wieder nach Hause kommt. Die Hoffnungen des ehemaligen „Sechstage-Kaisers“ aus Dortmund erfüllten sich nicht. Zwar gewann Rupert Kratzer das „Vorolympische Verfolgungsturnier“, aber als es „ernst“ wurde, scheiterte er im Viertelfinale an dem späteren Olympiasieger Daniel Rebillard aus Frankreich.
Im Winterhalbjahr 1972/1973 verabschiedete sich Rupert Kratzer vom „RC Schwalben“ 1894 München e.V. und wechselte zum RRC 02 München. Durch seinen Erfolg bei der „Deutschen“ in Frankfurt/Main qualifizierte sich Rupert Kratzer noch einmal für eine Teilnahme an den Weltmeisterschaften. Diese fanden 1973 in San Sebastian statt und bei der Siegerehrung stand der Münchner endlich auf dem „Treppchen“ hinter dem Olympiasieger Knut Knudsen aus Norwegen und dem Holländer Hermann Ponsteeen belegte er den dritten Platz, damit steht auch sein Name in der Ehrentafel der Amateur-Verfolgungs-Weltmeisterschaften.
Nach Thaddäus Robl (Profi-Steher-Weltmeister 1901/2 und Ludwig Hörmann (Dritter der Straßenmeisterschaft 1952) war Rupert Kratzer der dritte Münchner, der bei einer Weltmeisterschaft eine der drei begehrten Medaillen erringen konnte.
Das Ehrenmitglied des RC „Die Schwalben“ 1894 München e.V., hat sich im nationalen und internationalen Radsport einen gutklingenden Namen gemacht. Fünf deutsche Meisterschaften und eine Bronzemedaille bei den Welttitelkämpfen sind ein deutlicher Beweis für seine Spitzenklasse. Sein tadelloses Auftreten wird dafür sorgen, dass Rupert Kratzer im Münchner Radport immer in bester Erinnerung bleibt.